Diözesanversammlung 2023
21. Nov 2023
Am Vormittag stand der Vortrag von Prof. Dr. Thomas Nauerth, Mitglied des Deutschen Zweigs des Internationalen Versöhnungsbundes und des wissenschaftlichen Beirats von pax christi, im Zentrum. Unter dem Titel „75 Jahre pax christi – Prägungen und Perspektiven“ setzte sich Thomas Nauerth mit den Impulsen auseinander, mit denen Bischof Pierre-Marie Theas in Kevelaer seine Rede begann: „Ich (…) bringe (…) den Bruderkuss des christlichen Frankreichs, einen Kuss, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das heißt: den Kuss der Versöhnung“. Mit den Stichworten „Bruder“, „christliches Frankreich“ und „Versöhnung“ sind Themen aufgeworfen, die genug Stoff geben für ein langes Nachdenken über anstehende Aufgaben einer sich Pax Christi nennenden katholischen Friedensbewegung.
Der Vortrag ist rechts im Kasten zu finden.
Nach einer lebendigen Aussprache und dem wohlverdienten Mittagessen beschäftigte sich die Diözesanversammlung mit den zuvor allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugesandten Berichten des Diözesanvorstands, des Friedensreferenten und des Geschäftsführers des Fördervereins. Die Arbeit des Vorstandes, die sich auch in den vielfältigen Aktionen und Bemühungen zeigt, wurde ausdrücklich gelobt. Nachfragen gab es zur Beteiligung am Friedenslauf der Schulen, die mit gut bezeichnet werden konnte. Auch die Vorführung des „Oppenheimer“-Films mit anschließender Diskussion fand mit ca. 50 Personen eine gute Resonanz. Die anderen Berichte wurden nicht weiter kommentiert.
Der Vorstand wurde ohne Gegenstimme entlastet.
Über die Arbeit der Basisgruppen lagen keine Berichte vor. Manfred Laumann erzählte von dem Anschlag auf die „Oase“ in Gronau und mit wieviel helfenden Händen die Folgen des Anschlags beseitigt werden konnten und bat darum, die Arbeit dort im Blick zu haben und zu würdigen.
Der Vorstand hatte der Diözesanversammlung vier Anträge zur Beschlussfassung vorgelegt.
Mit dem ersten Antrag sollten der Diözesanrat, das Diözesankomitee der Katholiken und die Münsteraner Bischöfe gebeten werden, die Kirchenasylbewegung zu stärken. Über ihre je eigenen Wege sollen die Adressaten die Pfarreien, die bereits Kirchenasyl gewähren, bestärken und die übrigen Pfarreien ermutigen, die Gewährung von Kirchenasyl zu erwägen. Der Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen. Den vorgeschlagenen Austausch zwischen den Pfarreien über ihre Erfahrungen mit Kirchenasylen gibt es bereits.
Im zweiten Antrag ging es darum, die deutschen Bischöfe aufzufordern, sich gegen die Pläne der EU für ein neues Asylrecht an den EU-Außengrenzen zu positionieren und für eine Gewährleistung des Rechts auf Asyl in Deutschland und Europa einzusetzen. Adressat des entsprechenden Schreibens ist der Migrationsbeauftragte der Dt. Bischofskonferenz. Bischof Kohlgraf, als pax christi-Präsident, sowie die Münsteraner Bischöfe sollen das Schreiben zur Kenntnis erhalten. Auch dieser Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen.
Die Stärkung der Position von Papst Franziskus im Ukrainekrieg war Gegenstand des dritten Antrags. In einem Schreiben des Vorstands soll an das Diözesankomitee, den Diözesanrat und die Deutsche Bischofskonferenz die Bitte herangetragen werden, sich mit ihren Möglichkeiten für eine Stärkung der Position von Papst Franziskus im Ukrainekrieg einzusetzen, die nicht auf eine Polarisierung der Kriegsparteien setzt, sondern einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen fordert. Das Schreiben soll um weitere theologische Argumente ergänzt werden. Dazu erklärten sich Klaus Hagedorn und Norbert Arntz bereit. Außerdem wurde der Vorstand gebeten, diesen Antrag auch in die Ende Oktober stattfindende Delegiertenversammlung von pax christi einzubringen. Der Antrag wurde einhellig beschlossen.
Der vierte Antrag zielte darauf, die Kriminalisierung der Klimabewegung zu stoppen und zivilen Ungehorsam zu unterstützen. Mit zwei geänderten Formulierungen verabschiedete die Diözesanversammlung auch diesen Antrag bei einer Enthaltung. Die Diözesanversammlung stellt sich solidarisch hinter die Menschen, die nach gründlicher Gewissensbildung zu gewaltfreien Methoden des zivilen Ungehorsams greifen. Der Vorstand hat nun den Auftrag die staatlichen und polizeilichen Stellen in unserem Land in geeigneter Form aufzufordern, die immer weiter gehende Kriminalisierung von Akteurinnen und Akteuren der Klimagerechtigkeitsbewegung zu stoppen und in der Wahl ihrer Mittel nicht zu einer weiteren Verletzung der Grundrechte von Menschen und gesellschaftlicher Spaltung beizutragen.
Der Diözesanvorstand hat die Diskussion der vier Anträge, die allesamt angenommen worden sind, als konstruktiv und motivierend empfunden.
Nach Abschluss dieses Tagesordnungspunktes wurde zunächst an die anstehenden Veranstaltungen erinnert, die auf unserer Homepage nachzulesen sind.
Hingewiesen wurde auf die Ausstellung „Gestalten der Gewaltfreiheit“, die für den Katholikentag 2018 in Münster entwickelt worden ist und ausgeliehen werden kann. Klaus Hagedorn erläuterte, dass die Ausstellung, die derzeit 7 Gestalten der Gewaltfreiheit porträtiert, um 3 weitere Portraits von Frauen ergänzt werden soll. Außerdem ist geplant, die Ausstellung zu ergänzen um 2 Planen, auf denen alle 10 Gestalten mit kurzen Zitaten dargestellt werden. So kann die Ausstellung auch gezeigt werden, wenn nicht genügend Raum für die 10 Ausstellungsplanen vorhanden ist.
Um weitere Menschen, die an unserer Arbeit interessiert sein könnten, zu erreichen, wurden die Anwesenden gebeten, den von Daniel Hügel ungefähr 10-mal im Jahr zusammengestellten Newsletter an Freunde und Bekannte weiterzusenden und das Interesse an einem Bezug abzufragen. Derzeit umfasst der Verteiler etwas mehr als 130 Personen, von denen rund 35 keine pax christi-Mitglieder sind.
Angeregt wurde vom Geschäftsführer des Fördervereins, zeitlich begrenzte Mitgliedschaften an Kinder oder Enkel zu verschenken. So bestünde die Möglichkeit die mittlere und jüngere Generation über unsere Arbeit zu informieren und vielleicht auch für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Ein entsprechendes Formular soll auf unserer Homepage hinterlegt werden.
Um die pc-korrespondenz bekannter machen, könnte sie an einem geeigneten Ort zum Mitnehmen ausgelegt werden. Wer Ideen dazu hat, möge sich mit Daniel Hügel in Verbindung setzen.
Abgefragt wurde auch das Interesse an einem halbtägigen/ ganztägigen Studientag. Konkrete Vorschläge dazu gab es nicht, können aber jederzeit an den Vorstand oder Friedensreferenten herangetragen werden.
Schließlich fragte der Vorstand mit Blick auf die in diesem Jahr erstmalig durchgeführte Fahrradpilgertour auf den Spuren der Friedensreiter, ob auch im kommenden Jahr ein Angebot gemacht werden soll. Einer der diesjährigen Teilnehmer kann sich vorstellen, ein Angebot zu entwickeln.
Wir beendeten die Diözesanversammlung mit einer gemeinsamen Mahlfeier, die unser Geistlicher Beirat Jan Henrik Röttgers vorbereitet hatte und auch leitete. Geistlich gestärkt mögen wir alle in Frieden dorthin gehen, wo wir leben, und uns dort weiter nach besten Kräften für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.